Von den vier Jahreszeiten

Millionen demonstrieren gegen Menschenverachtung und Radikalisierung. Auch ich möchte hierzu ein Gedicht beitragen, das ich einmal nach dem Besuch der Gedenkstätte des KZ Buchenwald geschrieben habe. Und ich sage auch ganz klar: Es läuft nicht alles gut in diesem Land. Das ist aber kein Grund, jene Gesinnung zu wählen, die Deutschland und ganz Europa in den Untergang mit 60 Millionen Toten getrieben hat! Und jemand, der keine Lösung zu bieten hat, dafür aber Spaltung, Verfolgung, Menschenverachtung und Unfreiheit, ist keine Alternative! #onlinegegenrechts

SOMMER

Reichtum hängt in jeder Blüte,
Lebenskuss im Überfluss.
Duft schwebt schwer in erster Güte
in der Luft – fast Überdruss.

Prahlend voll erstrahlt die Rose,
Bienen gar vom Nektar triefen.
Saftig platzt die Aprikose,
tropft, wo Milch und Honig fließen.

Wespenkampf, Heuschreckenplage,
sucht sich aus das beste Stück.
Nutzt die Gunst der reichen Tage,
lässt die Wüstenei zurück.

Baumes Blätterdach verdeckt,
lässt an langem Ast vertrocknen
Unterwuchs – verdorrt, verreckt.
Stirbt an jener Tage Dogmen.

Erstes Laub errötet schon,
Wutesröte erster Teil.
Gier wirft Überfluss vom Thron,
warten auf des Herbstes Heil.

HERBST

In Scherben fiel die hart erkämpfte Freiheit,
reg- und wortlos lag sie da in Nacht und Nebel.
Keiner trug sie auf die Bühne jener Unzeit,
konnt‘ sie tragen, lag er doch bereits im Knebel. 

Tränenbäche flossen schwer in Scherbenmeere,
mischten sich mit Leid und Blut nun drohender Tage.
Novembermorgen brachte nichts als Nebelschwere.
In Nebel hülle sich, eh er was Falsches sage… 

Gehüllt in Dunst, so lag des Volks Verstand im Argen,
eingesponnen in ein Netz aus vielen Lügen,
Angst, es stellte keiner mehr die echten Fragen,
die konnten retten noch die Welt in letzten Zügen. 

Der Winter kam und ließ das Leben sterben,
zog ein und nahm das letzte Stückchen Wärme.
Es folgten weitre ungezählte Scherben,
das Frühjahr lag in unerreichter Ferne. 

Das Scherbenmeer verdeckt durch weißen Schnee,
der anfangs nur durchwebt von Puzzleteilen,
die Blutes Farbe trugen und der Menschen Weh.
Erfolg – er sollte jene Flecken heilen.
Doch der blieb aus – der Lenz, er schien dem Schrecken nun zu weichen,
blutrotes Puzzle schmolz den blendend’ Schnee hinfort.
Ein freier Blick auf schrecklich viele Leichen,
verlorne Lieben, Freiheit – und verlorner Ort…

WINTER

Klirrend krallt sich Eises Blume
an die Fenster jener Tage.
Blick verweilt in Winters Ruhme,
blinder Marsch ganz ohne Frage.
Vom Himmel, oben, kommt sie her,
die heulend laute Todesfracht.
Zerstört, verheert so mehr und mehr.
– Für lange keine Stille Nacht –

Das Eis, es treibt die Leichen fort,
im Schneegestöber – blendend‘ Werk.
Es deckt somit den Massenmord,
bringt echter Wahrheit den Verderb.

Der Schneemann hat ein Herz aus Eis,
steht da – gefühllos, blind und taub.
Er schweigt, dass letztlich keiner weiß,
von Morden, Plündern, Blut und Raub.

In Blut getränkter Erde liegt
der Traum von bessren, heilen Zeiten.
Zu jener Zeit keiner obsiegt,
verliert das Leben aller Seiten.

In Trümmern liegt das Feld nun da,
still ruht der See, so schmerzgefüllt.
Ziel nicht erreicht, so groß es war
– die Mordlust, Rache nun gestillt?

FRÜHLING

Verwüstet liegt sie da die Welt,
der Winter hatte zugeschlagen.
So leblos liegt es da, das Feld.
Es harrt den neuen, bessren Tagen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – und doch
vergeht sie wie der Seelenschmerz.
Die Zeit heilt aller Wunden Joch,
doch Narben lasten schwer am Herz.

Dann, aus der harten Schale Kern,
entwächst ein grüner Hoffnungsschimmer.
Erst nur lokal, dann nah und fern,
erstrahlt er, überzieht die Trümmer.
Bis überall in diesem Land
erklingt des Frühlingsboten Stimme,
die allerorten gibt bekannt,
dass Frieden über Krieg gewinne.

Es wächst die Welt in neuem Grün,
die Hoffnung steigt, die Triebe streben.
Die Zeit vergeht, die Bilder fliehen,
der Winter fern – regiert das Leben.

Es strebt nach Wachstum, strebt nach mehr,
nach Land, wo Milch und Honig fließen.
Der Winter, er war hart und schwer.
Nun sollen endlich Träume sprießen…

JAHRESZEITEN

Und die Moral von der Geschicht,
von Frühling, Sommer, Herbst und Winter:
Erinnern fällt schwer ins Gewicht,
denn das Vergessen droht dahinter.

So weit entfernt erscheint uns jene Zeit des Leides,
und auch so fern das Schweigen unsrer Ahnen.
Doch viel zu nah steht uns noch heut dies Beides,
vor neuem Wintereinbruch sei daher zu warnen! 

Noch immer gibt es die mit der Gesinnung,
die Herbst- und Winters-Taten propagieren,
sich freuen über jede Neugewinnung,
durch Wählen, Reden, Schweigen und Agieren. 

Wer schweigt sagt ja zur Hetze, Stimmungsmache,
Verfolgung, Ausgrenzung und auch zu Mord.
Er unterstützt, vernebelt jene unrechte Sache,
fegt Freiheits Scherben so ersatzlos fort. 

Drum stell dich gegen jenes Herbstes Strömung,
erhebe dich und weiche auch kein kleines Stück!
Lass niemals zu die Nebeleingewöhnung,
denn nur ein Narr wünscht sich die Winterzeit zurück!

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