Gemüse in den Startlöchern

Dieses Jahr hat sich alles etwas verzögert, auch das Auspflanzen meines vorgezogenen Gemüses. Aber irgendwie hatte es auch sein Gutes, denn die Widrigkeiten des Wetters hätten den Tomaten und Paprika sicher zugesetzt. Vor allem die Flut…

Nein, Hochwasser gab es bei uns zum Glück nicht. Dafür wälzt sich jede Nacht eine riesige Flut an unterschiedlichen Schneckenarten über meine Beete. Hauptsächlich sind es Spanische Wegschnecken. Es geht soweit, dass sie sich sogar von Sträuchern an langen Schleimfäden abseilen. So wie man es im Titelfoto sieht.

Meine Möhren haben sie schon komplett vernichtet. Daran hat sie auch ein Kupferstreifen nicht gehindert, den ich extra rund ums Pflanzgefäß angebracht hatte. Die Schneckenkringel wirken noch eher, aber selbst da mogelt sich die eine oder andere Mini-Schnecke durch.
Es hilft nur Absammeln und die kleinen an die Hühner verfüttern. Insgesamt habe ich auch Bierfallen aufgestellt, allerdings nur sehr widerwillig. Ich habe dabei kein gutes Gefühl, aber ein noch schlechteres, wenn all meine Pflanzen weggefressen werden.

Ich habe dieses Jahr wieder viele Gemüsesorten eingesät. Über zehn verschiedene Tomaten-Sorten, vier Paprika-Sorten, zwei Auberginen-Sorten, Zucchini, Kürbis, Mais, Tomatillo, Gurken und Andenbeeren.
Allerdings haben die Pflanzen den Schnecken auch etwas entgegen zu setzen. Denn sie sind richtig kräftig gewachsen. Und ich denke, es liegt an einem ganz bestimmten Dünger: Bokashi

Auberginen und Tomatenpflanzen mit Schneckenkringeln
Auberginen und Tomatenpflanzen mit Schneckenkringeln

 

Tomaten- und Paprikapflanzen in Töpfen
Einige Tomaten- und Paprikapflanzen wachsen bei mir in Töpfen. So habe ich den besseren Überblick und sie stehen momentan auch geschützt vorm Regen unter einem Strauch.

 

Tomatenblüte
Tomatenblüte

 

Brennnesseln in Pflanztopf als Dünger
Dabei habe ich beim Pflanzen der Tomaten im unteren Bereich Bokashi eingebracht, dann mit einem Gemisch aus Mutterboden und Kompost aufgefüllt. Als natürlichen Dünger habe ich Brennnesselblätter und -stängel ins Pflanzloch gegeben. Dies versorgt die Pflanze vor allem mit Stickstoff.

Um meine Küchenabfälle wenig nagerfreundlich zu kompostieren, fermentiere ich bereits seit letztem Jahr meinen Bio-Abfall. Und das funktioniert richtig gut. Die fermentierten Abfälle sind für Nager ungenießbar und kommen nur leicht „angerottet“ in einer Schicht ins Beet oder in den Topf, die ich mit Muttererde bedecke. Die Flüssigkeit, die beim Fermentieren entsteht, ist ein richtig toller Dünger. Solche kräftigen Pflanzen hatte ich noch nie.

Ein kräftiger Wurzelballen der Auberginen
Ein kräftiger Wurzelballen der Auberginen

Anfangs hatte ich Probleme mit einer Aussaaterde, die begann zu schimmeln. Und ich dachte schon: Danke, das wars. Aber dann habe ich einen Trick angewendet: Ich hörte, man soll die Erde mit Zimt bestreuen. Und siehe da: Ein Großteil der damals schon größeren Pflanzen konnte ich so retten, der Schimmelwuchs stockte. Darunter waren auch die Auberginen, die so schön kräftig geworden sind.

Für mich ist es aus mehreren Gründen wichtig, dass die Pflanzen gut gedeihen.
Natürlich freue ich mich schon wieder riesig auf die „Sibirischen Birnchen“, die für Tomaten wenig Säure haben. Und auf die Paprika-Sorte „Sweet Chocolate“, die reif schokoladenbraun wird, dabei sehr mild schmeckt und leicht verdaulich ist.
Natürlich möchte ich mich darüber hinaus auch ein wenig selbst versorgen können mit dem Gemüse.
Aber ich gehöre auch seit diesem Jahr zum Erhalter-Netzwerk des VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.) und kümmere mich um die Tomatensorte „Zaira“
Außerdem nehme ich an einem Citizen Science-Projekt teil, das die Ackerbohnenvielfalt erforschen und fördern soll (Increase CSE) Dabei beobachte ich die Eigenschaften von sechs Bohnensorten und erfasse sie über eine App. Die Wissenschaft kann daraus Erkenntnisse ableiten, welche zum Erhalt der Vielfalt der Ackerbohnen beitragen kann. Ein spannendes Projekt, bei dem ich keine schleimigen Saboteure brauchen kann.

Citizen Sciene-Projekt zum Erhalt der Bohnenvielfalt
Citizen Sciene-Projekt zum Erhalt der Bohnenvielfalt

Ein toller Erfolg hat sich übrigens an meinem Zwerg-Apfelbaum eingestellt. An ihm waren einige wilde Triebe aus dem Boden gewachsen. Und ich bekam nach dem Rückschnitt einer wohl richtig leckeren Apfelsorte ein paar Reiser. Diese hatten schon Knospen, da der Baum etwa im März geschnitten wurde.
Normal soll man im Spätwinter schneiden, und die Edelreiser dann im Kühlschrank lagern, um später eine Unterlage zu veredeln. Das hatte ich schon vor einem Jahr versucht und bin damit kläglich gescheitert.
Die Äste mit den Knospen waren nun der zweite Versuch. Dazu habe ich die Unterlage und den Reis dort abgeschnitten, wo beide etwa den gleichen Durchmesser hatten. Dann habe ich eine lange Schnittstelle hergestellt.

Schnittstelle eines Edelreisers
Hier erkennt man die weißlich-grüne Schicht zwischen äußerer Rinde und dem Holz: Das Kambium

Wichtig war, dass die Kambium-Bereiche beider Teile genau aufeinander passten, und auch eng aufeinander gepresst waren. Das habe ich mit einem Naturkautschuk-Gummiband erreicht, mit dem ich die gesamte Schnittstelle umwickelt und sie damit fixiert habe. Den Bereich habe ich schließlich mit Baumwachs bestrichen.

Veredelungsstelle zwischen Unterlage und Edelreis

Und – siehe da: Alle drei Reiser wuchsen an!

Edelreiser mit Blüten

Mehr noch: Sie blühten und an einem Reis hängt nun sogar ein erster kleiner Apfel.
Jetzt darf sich nur keine Schnecken hier hin verirren.

Aber ich glaube, da muss ich mir keine Sorgen machen: Im Gemüsebeet haben sie genug zu futtern… Im Zweifel stelle ich noch eine Bierfalle auf, die sie magisch anzieht. – Und dann in Nachbars Gemüsebeet. 😉

 

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